Ab Mittwoch-Abend sind Sturmböen angesagt. Deshalb bemühen wir uns - wie alle anderen Segelcrews auch - um einen sicheren Hafenplatz. In Mykonos-Touerlos haben wir keine Chance und ziehen deshalb weiter nach Tinos.
Wir geniessen die schöne Segelbrise und lassen uns auf die nächste Insel treiben. Im Hafen von Tinos ergattern wir einen Hafenplatz, der zwar durch den nahen Fährbetrieb Schwall abbekommt und keine richtige Hafenmauer besitzt, entschliessen uns dennoch hierzubleiben, unsicher, ob wir vor dem Sturm etwas besseres finden.
Uebernachtungskosten: EUR 4.-
Wir haben Zeit. Aber dennoch kriechen wir nicht, wie die gläubigen Pilger, zur mächtigen, marmornen Wallfahrtskirche Panagia Evangelistria auf einer Anhöhe rauf. Wir staunen über die breite Marmorgasse mit zig kleinen Lädchen mit Ikonen, Plastikfläschen fürs Weihwasser, Weihrauchlämpchen, Kerzen, Kitsch und Schmuck. Im Innern lief gerade eine Predigt, mein Telefon läutete und wir verdrückten uns verstohlen. Prächtige Kerzenleuchter, tief herabhängend, weihrauchdampfend, goldene Wände und eine wunderschöne Marienstatue ... das Telefon ging vor.
... respektiv der Küste entlang zum nächsten Dörfli, erkunden der verstreuten Reste des Poseidon-Tempels, den Trampelpfaden entlang über Ziegenmatten, ewigen Kirchen und Einkehr fern den Touristenattraktionen. Wir treffen auf Ziegenkadaver und Schlangen, schwarze Heuschrecken und fühlen uns ein bisschen wie auf einer Expedition ins vergessene Nirgendwo.
Der nächste Tag. Ro bleibt liegen. Selbstunfall. HJ geht wandern...
... und anschliessend zwei Stunden im Hafenbecken vpn Paros tauchen! Brrrrr
Die Muringleine hat sich in der Schraube verfangen und Zack: alles blockiert, wir laufen auf einen Stein auf, werden abgetrieben. Einseitig am Kai festgemacht und das Schiff notdürftig stabilisiert, taucht HJ, ausgerüstet mit Schnorchel und Taucherbrille, um die Leine von der Schraube zu lösen. Wir bekommen Unterstützung durch den Segelclub Basel. Es wird zu Land und Wasser diskutiert. Schlussendlich gelingt es, mit einem Küchen-Schnitzer und viel Adrenalin, die Leine zu kappen und ruckartig wegzureissen. Toller Einsatz Jungs! Danke.
Der Hafen in Naussa bietet leider keinen Strom und kein Wasser mehr an. Die Servicesäulen sind allesamt ausser Betrieb. So steuern wir den kleinen Hafen von Piso Livadi an und sind dort die einzigen Touris, die mit Schiff anlegen. Wir entdecken feine Sandstrände und Tavernen direkt am Wasser. Die Deep Blue ist an einem unglaublichen Fährkai, wo sich Busse, Tankwagen, Taxis, Fussgänger und Büssis geschäftig aneinander vorbei mogeln, sicher vertäut.
Wir steuern 16 sm südwärts der Küste von Paros entlang nach Antiparos und ankern in der Bucht von Despotikio.
Die griechische Steinvielfalt ist gross und seit 3000 Jahren wissen die Griechen auch etwas damit anzufangen: zB das Grab des Appolo, das nun wieder zusammengepuzzelt wird. Für Archäologie-Studenten sicher eine Art, die Sommerferien zu verbringen. Meldet euch bitte nach dem schön verlegten Plattenweg im Container rechts! Es gibt viel zu tun. Als Entschädigung wird eine wunderschöne Aussicht über zwei Buchten hinweg und grossartige Sonnenuntergänge angeboten.
Da fehlen mir jetzt die Worte ...
Guten Morgen liebe Sorgen. Zum Ausgleich des wunderschönen Sonnenunterganges gestern Abend, startet der Motor heute Morgen nicht. Ein bisschen unpraktisch finde ich. HJ lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und testet verschiedene Möglichkeiten durch, bis sich ein vertrautes Brummen einstellt. Los gehts ohne Wind anfänglich und dann stellt sich doch eine schöne Brise ein. Da überkommt uns die Übermut; wir stellen den Motor ab, setzen Segel. Juhui es fägt. Leider hält der Wind nicht lange. Der Motor nimmt sich seine zweite Auszeit. Sehr unpraktisch!! Wir probieren mit Hilfe der Basis einen Mech zu organisieren und stellen uns darauf ein, unter Segel in den Hafen zu kommen. Ojeojeoje.
Appolon lässt uns nicht im Stich. Wir lassen den Motor eine Stunde ruhen, nehmen eine Brise Nervenpulver et voila, der Motor springt zu unserem Glück wieder an.
Am Kai können wir nicht anlegen, die Charterschiffe haben Vorrang. Wir werfen den Anker, da der Mech sowieso erst am Samstag Zeit für uns hat.
Heute können wir am Morgen von der Bucht an den Kai wechseln, damit der Elektriker an Bord kommen kann. Es wird profihaft ausgemessen, die Batterie gewechselt und der Motor, naja, da weiss man nicht genau, was dem fehlt.
Zum Glück kommt heute mit der 35-Knoten-Schnell-Fähre unsere Verstärkung an Bord. Genau richtig, um auch die kniffligsten Fälle in den Griff zu bekommen.
Zu Besuch bei weiten Verwandten in den Hügeln auf Paros. Griechisches Wohnen zwischen Mimosen, Oleandern und Olivenbäumen. Damit Hansjörg nicht ganz aus der Berufsübung kommt, wird die Gartenbewässerung auf Vordermann gebracht.